Der Stellenwert der Informationstechnologie und seiner Treiber im Unternehmen steigt vor dem Hintergrund neuer Geschäftschancen durch Digitalisierung und Industrie 4.0 weiter rasant. Durch den Einsatz anderer Technologien wie Big Data, Data Analytics, Social Media, Mobility/Connectivity und Cloud Computing entstehen neue Produkte und Dienstleistungen, aber auch Geschäftsmodelle, Prozesse und Wertschöpfungsketten. Diese Entwicklung und veränderte Erwartungen der Unternehmen setzen IT-Abteilungen unter Druck, ihre bestehenden Betreibermodelle und Aufstellung zu überdenken.
Dabei muss dem CIO-Team ein sehr schwieriger Spagat gelingen: Zum einen erwarten die Geschäftsbereiche, dass die IT wichtige Innovationen schnell und dynamisch im Rahmen der Digitalen Transformation zur Anwendung bringt, aber zum anderen auch die bestehenden IT-Services und Systeme nicht vernachlässigt. Diese sollen weiterhin solide, sicher und kostengünstig angeboten werden und als verlässliches Backend für zukünftige digitale Services bereitstehen.
Der Druck resultiert auch aus überzogenen Erwartungen, über Effizienzsteigerungen im Legacy-Betrieb finanzielle wie ressourcentechnische Freiräume für Investitionen und Innovationen in der Digitalisierung zu schaffen. Gelingen soll dies über die Standardisierung und Konsolidierung der IT-Landschaft, die Migration zu Cloud-Computing-Modellen (ob SaaS, PaaS oder IaaS) und Intensivierung von Near- und Offshoring.
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Offen bleibt, welche IT-Organisation (Target Operating Model) vor diesem Aufgabenspektrum die größte Effizienz und Erfolgswahrscheinlichkeit verspricht und den Spagat zwischen Evolution und Revolution bestmöglich ausgleicht. Trends wie bimodale oder Two-Speed-IT verkennen aus unserer Sicht die Realität in den Unternehmen und erschweren Akzeptanz und Umsetzbarkeit in den IT-Organisationen. Viel mehr gilt es, die folgenden Dimensionen für die gesamte IT anzugehen und in einem entsprechenden Transformationsprozess zu bearbeiten:
- Ausrichtung der IT-Führung auf neue Anforderungen und Führungsverantwortung
- Initiierung des Veränderungsprozesses in der IT-Organisation und bei den Mitarbeiter:innen zur Anwendung neuer Technologien, agiler Methoden und neuer Formen der Kooperation
- Aufbau und Leben eines integrativen Innovationsprozesses von IT und Business
- Ausrichtung der IT, ihrer Systeme und Innovationen auf den Nutzer (Kund:innen, Mitarbeiter:innen)
- Nutzen neuer Sourcing Optionen wo sinnvoll und wertstiftend (z.B. Cloud Computing, Cloud Services) und Aufbau entsprechender Governance und Steuerungsstrukturen
- Analysieren und Positionieren des Unternehmens in neuen Themen wie IoT, Blockchain oder Data Analytics
- Bereitstellen flexibler Datenaustauschplattformen und -mechanismen (z.B. API-Architekturen, Data Management)
- Absicherung der immer offeneren IT-Plattformen und Systeme gegen Missbrauch und Datendiebstahl (z.B. Cyber Security, Data Security)
Über die Neuausrichtung der IT hinaus sollte im Rahmen der IT-Strategieprozesse geklärt werden, wie sich die IT im Unternehmen im Zuge der Digitalisierung positionieren kann. Bauen die Business Bereiche eigene Plattform Produkte auf, geschieht dieses häufig ohne die IT. Ebenso ist vielen Fachbereichen unklar, wofür sie eine interne IT benötigen, wo sie doch ganze Systeme als Cloud Service direkt vom Anbieter bekommen können. Die Frage, wie diese Systeme aus Daten und Security-Sicht eingebunden werden können, wird häufig anfänglich ignoriert. Ziel ist für die IT solche SaaS oder PaaS Angebote selbst aktiv einzubringen und dann als kompetenter Integrator und Datenarchitekt/-manager der gesamten IT-Landschaft zu fungieren.
Eine IT-Organisation, die keine eigenen Innovationsimpulse geben kann, sondern lediglich im Sinne eines klassischen Demand Managements auf Kundenanforderungen reagiert, wird zukünftig hart für ihre Existenzberechtigung kämpfen müssen.
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