Integrated Reporting - integrierte Berichterstattung
Modetrend oder Zukunft der Unternehmensberichterstattung?
Die integrierte Berichterstattung gewinnt weltweit an Bedeutung. Diverse Unternehmen lösen sich von der klassischen auf Finanzkennzahlen ausgerichteten und durch zahlreiche isolierte Einzelpublikationen geprägten Unternehmensberichterstattung und verfolgen hingegen den ganzheitlicheren Ansatz des Integrated Reporting.
- Integrated Reporting im Überblick - was versteht man unter Integrated Reporting?
- Warum sollte man die integrierte Berichterstattung einsetzen?
- Kommunikation ist das A und O für integrierte Berichterstattung
- Warum ist ein Paradigmenwechsel in der Berichterstattung notwendig?
- Was gilt es bei der Implementierung zu berücksichtigen?
Integrated Reporting im Überblick - Was versteht man unter Integrated Reporting?
Hinter dem Buzzword „Integrated Reporting“ verbirgt sich ein Konzept zur weltweiten Neuausrichtung der Unternehmensberichterstattung, welches seit 2010 durch das International Integrated Reporting Council (IIRC) vorangetrieben wird. Erklärtes Ziel ist es, die integrierte Berichterstattung im Denken und in der Praxis von Unternehmen zu verankern und somit die Entscheidungsnützlichkeit für Investoren und andere Stakeholder durch eine verbesserte Informationsqualität zu erhöhen.
Ein integrierter Bericht ist ein prägnantes Kommunikationsmittel darüber, wie die Strategie, Governance, Leistung und Zukunftsaussichten des Unternehmens im Kontext des externen Umfelds kurz-, mittel- und langfristig zur Wertschöpfung führen.
Der Blick durch die integrierte Brille soll somit in erster Linie zu einem umfassenden Verständnis der Wertschöpfung, seiner relevanten Faktoren sowie dessen Wirkungszusammenhängen beitragen.
Das bedeutet, dass Unternehmen im Rahmen des Integrated Reporting dazu aufgefordert werden, ihren Wertschöpfungsprozess dediziert zu analysieren und die wesentlichen beeinflussenden Faktoren zu identifizieren. Als Folge dessen rücken neben den klassischen „nackten“ Zahlen unweigerlich nichtfinanzielle Faktoren in den Fokus. Hierunter fallen bspw. das Humankapital (Know-how, Mitarbeiterfluktuation etc.), Reputation, soziales Engagement oder natürliche Ressourcen.
Als Orientierungshilfe für die Erstellung eines integrierten Berichts, dient das 2013 durch das IIRC veröffentlichte Integrated Reporting Framework. Ziel dieser unverbindlichen Leitlinie ist es, die für einen integrierten Bericht notwendigen Berichtsprinzipien und -inhalte zu definieren und die zugrunde liegenden fundamentalen Konzepte zu erläutern. Die Berichtsprinzipien schreiben bspw. vor, dass ein integrierter Bericht:
- Einblick in die Strategie eines Unternehmens geben und den Zusammenhang der Strategie zur Fähigkeit der Wertschöpfung verdeutlichen muss,
- Ein ganzheitliches Bild der Wechselbeziehungen und Abhängigkeiten der wertschöpfungsbeeinflussenden Faktoren vermitteln muss und
- Sich auf die Informationen fokussieren muss, die für das Verständnis der Strategie, Gouvernante, Leistung und Zukunftsaussichten notwendig sind.
Insgesamt geht es beim Integrated Reporting nicht zwingend um mehr, sondern um besseres, ganzheitlicheres und damit aussagekräftigeres Reporting. Ein integrierter Bericht soll Gradmesser dafür sein, inwieweit ein Unternehmen ganzheitlich geführt wird bzw. integriert denkt („Integrated Thinking“). D.h. er zeigt die Fähigkeit von Unternehmen auf, die Beziehungen zwischen den verschiedenen operativen Einheiten als auch die für die Organisation entscheidenden wertschöpfenden Faktoren ganzheitlich zu reflektieren und auf Basis dessen sinnvolle Entscheidungen zu treffen und Handlungen abzuleiten.
Warum sollte man die integrierte Berichterstattung einsetzen?
Mit Hilfe der integrierten Berichterstattung sollen sämtliche finanziellen und nichtfinanziellen Informationen, die über die Zeit die Wertschöpfung des Unternehmens beeinflussen, in einem einzigen Bericht kohärent und prägnant dargestellt werden. Doch was bringt dieser Paradigmenwechsel den Unternehmen und Adressaten?
Kommunikation ist das A und O:„The Benefit of telling the whole Story”
Durch eine strukturierte und kontextbezogene Kommunikation nichtfinanzieller Informationen können Unternehmen die Bewertung finanzieller Informationen positiv beeinflussen und Vertrauen und Glaubwürdigkeit fördern. Zu diesem Ergebnis kommt das sogenannte Coloplast Experiment und unterstreicht somit die Relevanz integrierter Berichterstattung für Unternehmen. Für das Experiment wurden Analystenteams zwei verschiedene Berichterstattungsformate des dänischen Unternehmens Coloplast mit der Bitte um Einschätzung vorgelegt. Das Ergebnis: basierend auf dem klassischen, sich an den regulatorischen Vorgaben orientierenden Finanzbericht, gaben 80% der Analysten eine Verkaufsempfehlung (sell) für die Aktie ab. Auf Basis des zweiten, einem als integriert zu klassifizierenden Berichts, sprachen sich hingegen 60% der Analysten für den Kauf (buy) der Aktie aus.
Warum ist ein Paradigmenwechsel in der Berichterstattung notwendig?
Immer neue regulatorische Anforderungen und sich verändernde Informationsbedürfnisse der Stakeholder haben in den letzten Jahren zu einer erheblichen Ausweitung der externen Berichterstattung geführt. Die Konsequenz sind eine Vielzahl parallel existierender verpflichtender sowie freiwilliger Berichtsformate, die neben der klassischen finanziellen Sphäre auch zunehmend nichtfinanzielle Aspekte der Geschäftstätigkeit transparent abzubilden versuchen. Als jüngstes Beispiel für den Einbezug nichtfinanzieller Größen ist hierbei die kürzlich verabschiedete EU-Richtlinie zur verpflichtenden Offenlegung von Corporate-Social-Responsibility Informationen zu nennen. Doch obwohl oder gerade, weil Unternehmen durch mehr und mehr Informationen versuchen der zunehmenden Komplexität der Geschäftsmodelle und externen Anforderungen Herr zu werden, macht sich zunehmend Unzufriedenheit breit.
Was gilt es bei der Implementierung zu berücksichtigen?
Die Umsetzung und Gestaltung integrierter Berichterstattung folgt zum gegenwärtigen Zeitpunkt keinem einheitlichen Schema und wird durch die Unternehmen sehr unterschiedlich praktiziert. Einer der Hauptgründe hierfür ist das bewusst offen gestaltete Framework, welches den Anwendern zwar ein hohes Maß an Gestaltungsspielraum gewährt, allerdings aufgrund seines Leitliniencharakters keine konkrete Vorgehensweise zur Umsetzung und zum konkreten Ergebnistyp vorschreibt. Dies hat zur Folge, dass in der Praxis unterschiedliche Reifegrade integrierter Berichterstattung existieren und individuelle Interpretationen des Inhalts und des Formats vorherrschen.
Lesen Sie in unserem Whitepaper unsere Empfehlungen zur Vorgehensweise in der Implementierung.
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Eine Veranstaltung des Kompetenznetzwerks Konzernrechnungswesen
Das Kompetenznetzwerk hat sich zum Ziel gesetzt, Best-Practice-Ansätze bei neuen und bekannten Herausforderungen des Konzernrechnungswesens vorauszudenken. Mit unserem Arbeitskreis haben wir zudem eine Plattform ins Leben gerufen, auf der sich die Experten im Konzernrechnungswesen auf hohem Niveau austauschen können und die Herausforderungen in ihren jeweiligen Unternehmen diskutieren. Der Arbeitskreis Konzernrechnungswesen hat sich inzwischen fest etabliert und findet jährlich statt.
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